Beitrag veröffentlicht am: 05. November 2019

Das Fohlen ABC

Dieses Mal dreht es sich um das Thema Fohlen, da dies doch ein sehr weitläufiges Thema ist, und es davon ganze Bücher gibt, müssen wir das hier etwas beschränken und würden gerne etwas über das Fohlen ABC schreiben.

Der Frühling kommt jedes Jahr aufs neue, die Fohlen purzeln auf die Welt. Doch was erwartet sie in dieser Welt ?

Die meisten Fohlen wurden, bevor sie überhaupt geboren wurden, sorgfältig geplant. Die Eltern wurden nach bestimmten Kriterien ausgesucht, je nachdem was der Besitzer für Wünsche hat, Freizeit-, Dressur- oder Westernpferd.

Alle diese Fohlen erwarten unterschiedliche Ziele, aber sie haben eins gemeinsam. Das Fohlen ABC.

  • Was ist das Fohlen ABC ?
  • Wozu brauch ich das ?
  • Kann mein Pferd das ABC ?

So wie ein Kind anfängt die Buchstaben zu lernen, um daraus später ein Wort zu formen, einen Satz hinzubekommen und später Geschichten zu schreiben genau so sollte einem Fohlen der Umgang mit Menschen beigebracht werden. Schrittweise und ohne das Pferd zu überfordern. Aber auch regelmässig mit Wiederholungen.

  • Anfassen
  • Aufhalftern
  • Anbinden
  • Putzen
  • Hufe geben
  • Führen
  • Im Anhänger fahren

Das sind die allerwichtigsten Grundlagen, die ein Fohlen könnten sollte und ja, auch so früh wie möglich lernen sollte. Allerdings darf man sich nicht in die Bindung zwischen Mutter und Kind drängen und stundenlang üben. Halftern ist z.Bsp. in den ersten Wochen total unnötig, das geht auch anders.

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Da gehen natürlich die Meinungen auseinander, der eine sagt: Wer viel macht, kann viele Fehler machen. Am besten wäre die Fohlen u. Jungpferde wild aufwachsen zu lassen, nicht zu viel Kontakt, erstens damit es das Herdenverhalten in der Gruppe lernt, aber auch um einen gewissen Respekt vor dem Menschen beizubehalten. Die anderen sagen wiederum: Man kann nicht früh genug anfangen, da ist das Halfter schon oben wenn das Köpfchen grad mal rausschaut. Es wird die ersten Tage nur in der Box gehalten wo das Anfassen und Führen oberste Priorität hat. Das sind die beiden Extremvarianten, der Grund für diese beiden Extremen ist Unwissenheit im Umgang.

Wer sein Fohlen wild aufwachsen lässt, das dann nach 4 Jahren eine ausgeprägte Furchtkondition dem Menschen gegenüber entwickelt hat, bekommt ein sehr ängstliches Pferd. Es steht unter purem Stress weil seine heile Welt gerade eingestürzt ist. Es hat den Menschen nie richtig kennengelernt, es wurde noch nie richtig angefasst. Es wird mit Reizüberflutung total überfordert und hat keine Chance zu entkommen.
Was passiert ?

Das Pferd lernt sehr schnell dass es keinen Ausweg aus der Situation gibt und legt sein Willen komplett in Menschenhand. Die meisten Einreiter bevorzugen Pferde die zurückhaltend und eher etwas ängstlicher sind. Denen muss man nicht erst Respekt beibringen, den bringen sie von alleine schon mit, nicht weil sie den Menschen von Natur aus respektieren, sondern weil sie einfach überfordert mit ihrer neuen Welt sind. Sie wurden ja in einer Fluchttierherde großgezogen, und ihr Fluchtinstinkt ist hoch. Auf das alltägliche Leben mit dem Menschen hat sie keiner vorbereitet. Sattelfest sollte man beim Einreiten schon sein, solche Pferde bleiben vermutlich lange „guckig“. Sie entdecken immer wieder was Neues was sie nicht kennen und reagieren erstmal mit Flucht.

Bei der anderen Variante wird das Fohlen sehr stark an den Menschen gebunden und lernt auch sehr schnell dass Menschen keine Gefahr darstellen und leicht um den Finger zu wickeln sind. Sie lernen dass Menschen einfach zu manipulieren sind weil sie das Fohlen machen lassen was es will. Als Fohlen sind sie ja noch so Süß und niedlich wenn sie vor Freude und Spaß hinterher rennen und in Richtung Mensch ausschlagen (ist doch nur Lebensfreude…), ein bisschen am Reißverschluss knabbern und sich den Weg nicht versperren lassen. Beim Spazierengehen ist man als Mensch gar nicht mehr vorhanden, man hängt hinten am Seil dran weil das Grasbüschel viel interessanter ist. Diese Variante Mensch glaubt dass Respekt etwas mit Furcht zu tun hat. Man muss das kleine unschuldige Fohlen doch noch nicht Maßregeln wenn es einen aus Verstehen anrempelt ! Das Fohlen nimmt dies aber alles auf und entwickelt sich schneller als dem Besitzer lieb ist. Der Kampf geht weiter, bis das Pferd dann irgendwann hinter verschlossenen Gitterstäben steht mit einem Schild an seiner Box „Achtung bissig, mag keine Männer“. Eine Gefahr auf vier Beinen, weil es durch die Jahre gelernt hat dass Menschen nichts wert sind, es sind Futterautomaten auf zwei Beinen, die man wie seinen Diener hin und her schicken kann.

Das größte Gift in der Beziehung zwischen Pferd und Mensch ist die Vermenschlichung (Anthropomorphismus). Die Schuld wird meistens auf das Pferd geschoben, weil der Mensch davon ausgeht dass das Pferd ihn einfach ärgern möchte. Er nimmt die Sache gleich persönlich, wird wütend und dafür wird das Pferd dann bestraft. Solche Gefühle haben im Pferdetraining nichts verloren. Dabei sind die meisten „Probleme“ von den Menschen selber verursacht worden, aber wir sind zu egoistisch das wir die Fehler bei uns suchen. Es ist unsere Aufgabe zu lernen wie wir mit dem Pferd kommunizieren können, dass es uns versteht, und nicht umgekehrt.

Aber auch das wild oder halbwilde Aufwachsen hat seine Nachteile. Vom Verhalten dem Menschen gegenüber mal abgesehen, hat man die ersten 3-4 Jahre keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand, die Zahn- oder gar die Hufkontrolle, das Hufwachstum. Der Bodenuntergrund kann ein Grund dafür sein dass die Hufe nicht von selber optimal wachsen. Ein Pferd ist ein Genie sich so zu bewegen dass es nicht zeigt wenn es Schmerzen irgendwo hat. Sobald es Schwäche zeigt ist es eine leichte Beute. So können wir bei wild oder halbwild aufwachsenden Pferden nie genau sagen ob sie gesund sind oder nicht. Jeder Tierarztcheck ist für Tier und die Menschen purer Stress (ein ängstliches Tier ist auch nicht gerade ungefährlich, wenn es um sich schlägt).

Man könnte das Fohlen spielerisch mit einbeziehen wenn man mit der Mutter arbeitet. Als ob es das Normalste auf der Welt sei. Mal ein Seilchen über den Rücken legen oder es mit seiner Hand überall streicheln und kraulen. Immer mit der Möglichkeit dass es weggehen kann wenn es das möchte.

Es kann auch spielerisch lernen vom Druck zu weichen. (Was das spätere Führen ausmacht). In dem wir unsere Hände oder eben ein kurzes Seilchen benutzen um das Fohlen in der Bewegung etwas abzugrenzen oder dem Druck hin zu folgen. Wenn man zb. das Seilchen über den Rücken und dann zwischen die Vorderbeine fädelt (Siehe Video oben) sind das die ersten spielerischen Führübungen die für das Fohlen mehr Sinn machen als ein Halfter am Kopf, was es verleitet wie ein Flaschenzug dagegen anzukämpfen und sich evtl. zu verletzen.

Ein paar mal am Tag für wenige Minuten, während man mit Mami grasen geht. So lernt es von klein auf, wie weit es gehen darf und was es nicht tun sollte. Damit lernt das Fohlen einen gesunden Respekt aufzubauen, dass ein Mensch, der zwar nicht zur Herde gehört, aber in einer Art Herdenverband mit ihm lebt, zwar andere aber auch faire Regeln hat.

Unsere Einstellung, was ein 1 Jahr altes Fohlen alles können sollte um einen sicheren und fairen Umgang zu gewährleisten und das Anreiten in ein paar Jahren als einen Klacks von der Liste abzuhaken, geht noch ein bisschen weiter, wir haben für euch einen kurzen ausschnitt aus unserem Fohlentraining hinzugefügt, hier zu sehen ist die Haflinger Stute Lena.

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Hekla & Joey